Viele Musiker tun sich mit Gagenverhandlungen schwer, da sie nur eine verschwommene Vorstellung von ihrem eigenen „Wert“ haben.
Der immaterielle und der materielle Wert
Bei jeder Art von Kunst muss man zunächst zwischen dem materiellem und dem immateriellen Wert unterscheiden. Der immaterielle Wert hängt davon an, wie sehr ein Kunstwerk die Menschen einschließlich des Künstlers selbst berührt und beeinflusst. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Menschen erreicht werden. Bei der Kunst geht es schließlich um Originalität.
Der materielle Wert hingegen hängt von der Nachfrage ab. Der sogenannte Marktwert Eurer Show misst sich an der Zahl der verkauften Tickets. Der Marktwert Eurer Alben misst sich an dessen Verkaufszahlen.
In einer besseren Welt lägen diese Werte näher beieinander, doch in unserer Welt entspricht ein hoher Marktwert nicht unbedingt hoher Qualität. Für den Marktwert spielen eben auch viele andere Faktoren eine Rolle, weniger beeinflussbare wie der Zeitgeist und stärker beeinflussbare wie Eure Selbstdarstellung oder Vermarktung.
Für die Veranstalter kann sich auch ein weniger gut besuchtes Konzert lohnen, wenn Ihr zum Beispiel neue Besucher in den Club lockt und wenn die Anwesenden wegen Eures Auftritts mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen. Dadurch habt Ihr indirekt den Wert des Veranstaltungsortes gesteigert.
Wenn die Konzertbesucher Jahre später erzählen, dass sie eine beliebte Band noch in ihren Anfängen in einem Club gesehen haben, ist das für letzteren die beste Werbung.
Der Marktwert
Die Höhe Eurer Gagen hängt von Eurem Marktwert, den Produktionskosten der Veranstalter und den vereinbarten Deals ab.
Wenn Euer Marktwert bekanntermaßen hoch ist, ist das Risiko für die Veranstalter niedriger. Deshalb werden sie Euch gerne einen bestimmten Geldbetrag im Voraus zusagen, schon allein, um Euch überhaupt auf Ihre Bühne zu bekommen. Kommerzielle Veranstalter streben dabei einen Gewinn an. Unkommerzielle Veranstalter streben eher die Bereicherung der Kulturlandschaft in ihrer Gegend, aber auch die finanzielle Sicherung ihres unkommerziellen Auftrittsortes an.
Sollte Euer Marktwert noch unbekannt sein oder sogar bekanntermaßen niedrig, bedeutet dies ein Risiko für die örtlichen Veranstalter. In dem Fall könnt Ihr froh sein, wenn sie Euch überhaupt auftreten lassen.
Kommerzielle Clubs haben Kosten, die gedeckt werden müssen. Wenn bei Eurem Auftritt nur zwanzig Zuschauer kommen, müssen Miete, Personal, Reinigung etc. trotzdem bezahlt werden. Auch unkommerzielle Clubs tragen die meisten dieser Ausgaben und können sich Minus-Geschäfte manchmal noch weniger leisten als kommerzielle Clubs.
Neue Bands treten deshalb normalerweise erstmal ganz ohne Gage oder gegen einen geringen Unkostenbeitrag als Support auf. Erst wenn es sich auch für die Veranstalter lohnt, könnt Ihr als Haupt-Act auftreten.
Berechnung des Marktwertes
Ihr solltet über Eure Auftritte Buch führen. Schreibt auf, an welchem Tag Ihr in welchem Club gespielt habt, wie hoch der Eintrittspreis war und wie viele zahlende Besucher da waren. Je mehr Daten Ihr habt, desto genauer könnt Ihr Euren materiellen Wert einschätzen.
Um Euren Marktwert zu berechnen, teilt Ihr zunächst die Gesamtzahl der zahlenden Besucher durch die Anzahl der Auftritte. Anschließend teilt Ihr die Gesamtzahl der Eintrittspreise durch die Anzahl der Auftritte. Jetzt habt Ihr die durchschnittliche Zuschauerzahl und den durchschnittlichen Eintrittspreis. Wenn Ihr diese beiden Werte miteinander multipliziert, kennt Ihr die durchschnittliche Brutto-Einnahme pro Auftritt.
Um einen genaueren Wert zu bekommen, könnt Ihr das alles nach Wochenenden und Wochentagen getrennt durchrechnen, ebenfalls für Auftritte in der Hoch- und Nebensaison, da diese Faktoren die Besucherzahlen erheblich beeinflussen.
Am Wochenende werden die Einnahmen immer höher sein, weshalb Ihr für einen Auftritt an einem Wochentag in der Regel nicht genauso viel verlangen könnt wie für einen Auftritt am Wochenende. Montags abends kann man die meisten Leute nicht mal mit ihren Lieblingsbands aus dem Haus locken.
Nach meiner Erfahrung sind Shows in der Nebensaison generell lohnender, weil es weniger Konkurrenzveranstaltungen gibt, für die sich die potentiellen Konzertbesucher entscheiden können.
Es gibt natürlich noch andere Faktoren, die in dieser Berechnung nicht berücksichtigt werden. Es kann sein, dass die Leute wegen der Supportbands oder auch wegen des Veranstaltungsortes kommen und nicht explizit Euretwegen. Andererseits kann es das Ergebnis positiv beeinflussen, wenn Ihr oder Euer Label bei zukünftigen Touren viel Geld und/oder Energie in Promotion investiert.
Der oben errechnete Wert stellt trotzdem einen wertvollen Anhaltspunkt dar, mit dem Ihr bei Gagen-Verhandlungen eine bessere Grundlage habt.
Deals absprechen und dabeibleiben
Die Abrechnung erfolgt bei Konzerten in kleinerem Rahmen oft in bar nach dem Auftritt (wie häufig das vorkommt, ist von Land zu Land verschieden). Ein oder zwei Bandmitglieder ziehen sich mit den Veranstaltern zurück, um gemeinsam die Einnahmen durchzugehen. Wenn der Deal nicht in allen Einzelheiten besprochen wurde, müssen die Bandmitglieder also nach dem Konzert und womöglich angetrunken um die Höhe der Gage diskutieren, was vielen eher schwer fällt.
Damit Ihr Euch gar nicht erst auf Diskussionen einlassen müsst, solltet Ihr im Vorfeld immer genau absprechen, was Ihr in welchem Fall bekommt. Wenn Ihr einen Überblick über Eure Einnahmen und Ausgaben habt und zudem Euren Marktwert kennt, seid Ihr bestens für Gagen-Verhandlungen gerüstet.
Rechnet Eure Gagen ganz einfach aus mit dem Band-Vans.net Gagen-Rechner!
Autor: Mary